Über das Seminar
Die Gefahr einer akuten Traumatisierung kann beinahe in jedem Berufszweig erfolgen, zum Beispiel durch:
- An- und Übergriffe von Klient*innen im Gesundheits-, Erziehungs-, oder Sozial-wesen
- körperliche, sexualisierte oder psychische Gewalt aller Art
- Überfälle auf Banken, Tankstellen, Geschäfte etc.
- Autounfälle, Zugunglücke, Flugzeugabstürze, Brand- und Naturkatastrophen
- und vieles mehr
Das Geschehene und Erlebte kann dabei einen Schockzustand auslösen, ein akutes Psychotrauma, in dem Menschen in besonderer Weise gefährdet sind, zum Beispiel durch akute Belastungsreaktionen wie Zittern, Erstarren, Herzrasen, Fehlatmungen et cetera. Mit diesen Belastungsreaktionen gehen erhebliche Einschränkungen der Konzentrations- und Wahrnehmungsfähigkeit sowie sämtlicher kognitiver Fähigkeiten einher. Diese Einschränkungen können wiederum für andere Menschen gefährlich werden, wenn der Betroffene in diesem Zustand weiter arbeitet oder am Verkehr teilnimmt.
Ziel einer Kollegialen Erstbetreuung ist es, möglichst schnell die Verarbeitung eines traumatisierenden Ereignisses positiv zu beeinflussen. Dem Betroffenen wird sofortige Kollegiale Begleitung und Unterstützung in den ersten entscheidenden Minuten oder Stunden angeboten. Dabei sind nur wenige Interventionen erforderlich. Diese sind jedoch enorm wichtig und unverzichtbar.
Inhalt
- Einführung in die Psychotraumatologie
- Entstehung und Bedeutung von akuten Belastungsreaktionen direkt nach einem Vorfall
- Prinzipien kollegialer Erstbetreuung in Theorie und Praxis
- Do`s and Dont`s für kollegiale Erstbetreuer
- Ablauf und Prozessdarstellung einer kollegialen Erstbetreuung
- unterschiedliche Arten und Typen akuter Belastungsreaktionen
- Erstinterventionsmöglichkeiten bei unterschiedlichsten Belastungsreaktionen Betroffener
- Situationstraining kollegialer Erstbetreuungssituationen mit Videofeedback und Optimierungstraining (1 ½ Tage)
- Führungsanspruch kollegialer Erstbetreuer in der Akutsituation: Umgang mit Kolleg*innen und Führungskräften, Strukturierung komplexer Situationen
- Arbeits- und unfallrechtliche Aspekte, notwendige und überflüssige Formalien
- Zusammenarbeit mit dem Unfallversicherungsträger und der Geschäftsführung
- Überleitung kollegialer Erstbetreuung in die Nachsorge gemäß der Konzeption der Institution
- Abschluss einer kollegialen Erstbetreuung, Möglichkeiten eigener Psychohygiene
Aufbau/Methodik
Zu Beginn werden wichtige Informationen im Umgang mit potenziell traumatisierten Mitarbeitenden vermittelt. Im Anschluss werden zusätzlich wichtige Elemente einer angemessenen Nachsorgekonzeption vorgestellt. Zudem werden notwendige Kompetenzen und Organisationsaspekte für den Einsatz der künftigen kollegialen Erstbetreuer*innen in der Institution thematisiert.
Der Vertiefungstag, circa sechs Monate nach Ende der drei-tägigen Weiterbildung, hat zum Ziel, bereits durchgeführte kollegiale Erstbetreuungen zu supervidieren und fachliche Inhalte aufzufrischen - vor allen für diejenigen Teilnehmer*innen, die noch keine kollegiale Erstbetreuung durchgeführt haben. Darüber hinaus ist es allen Teilnehmenden möglich, Themen und Inhalte zu vertiefen. Zudem werden bis dahin durchgeführte Veränderungen in der Nachsorgekonzeption der Institution besprochen und gegebenenfalls weitere Verbesserungen angeregt.
Methodisch gestaltet wird die Weiterbildung mit teilnehmerzentrierter Interaktion, Demonstrationen, Situationstrainings mit Videoanalyse, Powerpoint-Präsentationen, Selbsterfahrung und Reflexion.
Ziele
- Wissensvermittlung zur kollegialen Erstbetreuung und Nachsorge für Mitarbeitende/Kolleg*innen und Führungskräfte
- Vermittlung theoretischer und praktischer Kenntnisse und Fähigkeiten im Umgang mit potentiell traumatisierenden Ereignissen
- Kompetenzschulung
- Vermittlung von Möglichkeiten zur Erstellung einer Nachsorgekonzeption beziehungsweise zur Aktualisierung einer bestehenden Nachsorgekonzeption