Das CARE-Programm
Entwicklung vollzieht sich in Beziehungen. Das ist eine der zentralen Erkenntnisse der letzten Dekade in der Psychologie. Was aber passiert, wenn die Beziehungen zwischen Kindern und ihren Eltern nicht gelingen? Welche Auswirkungen hat das auf die Entwicklung eines Kindes?
Aus bindungstheoretischer Sicht spiegeln sich die Beziehungserfahrungen von Kindern mit ihren primären Bezugsfiguren in den verinnerlichten Beziehungskonzepten der betroffenen Kinder wider. Kinder, die eine gestörte Beziehung zu ihren Eltern haben, entwickeln in der Regel sogenannte unsichere Bindungsmuster. Ein zentrales Problem ist nun, dass diese unsicheren Bindungsmuster auch auf neue, wichtige Bezugspersonen außerhalb des familiären Kontextes übertragen werden.
Wenn eine Übertragung der in der Familie erworbenen Bindungsqualität auf außerschulische Betreuungspersonen stattfindet, reagieren diese neuen Bezugspersonen häufig komplementär und zementieren somit deren unsichere Bindungsmuster. Die weitere psychosoziale, emotionale und kognitive Entwicklung betroffener Kinder ist dadurch stark gefährdet.
Um die Zementierung missglückter Beziehungsmuster zu verhindern und stattdessen entwicklungs- und lernfördernde Beziehungen aufzubauen, wurde das CARE-Programm entwickelt. Ziel dieser bindungsgeleiteten Interventionen ist es, die pädagogischen und therapeutischen Beziehungen zu Kindern so zu gestalten, dass sie deren bisherigen Beziehungserfahrungen widersprechen und die Entwicklung gesunder Beziehungskonzepte fördern.
Das CARE-Programm ist inzwischen mehrfach evaluiert worden. Die Ergebnisse dieser Evaluationen zeigen, dass der Aufbau einer entwicklungsfördernden Beziehung fast immer möglich ist und dass diese Beziehung die weitere psychosoziale, emotionale und kognitive Entwicklung des Kindes maßgeblich positiv beeinflusst.