Über das Seminar
Immer wieder sind wir mit Kindern oder Jugendlichen konfrontiert, für die die Regelangebote der Jugendhilfe (Kita, Hort, Ganztag) oder auch viele Erziehungshilfe-Settings offensichtlich nicht passen. Diese Kinder/Jugendliche verstoßen gegen die Regeln, gefährden andere Kinder oder sich selbst und bringen ihre Sozialpädagog*innen an den Rand der Verzweiflung. Verständlicherweise entwickelt sich der Wunsch sie zu entlassen oder zu verlegen.
Manchmal reicht es in solchen Situationen aus, besser zu verstehen, was diese Kinder/Jugendlichen beziehungsweise ihre Familiensysteme umtreibt, um sie am gleichen Ort passender weiter betreuen oder besser aushalten zu können. Manchmal muss man das bestehende Setting erweitern oder ein ganz neues Setting „basteln", das besser auf die Sorgen und Nöte dieser Kinder eingehen oder ihnen klarere Grenzen setzen kann. Dazu müssen häufig die verworrenen Rollen von Helfer*innen geklärt beziehungsweise deren Kooperationsbeziehungen auf neue Beine gestellt werden.
Manchmal muss man aber auch einsehen, dass Hilfe und Helfer*innen derzeit im Leben eines jungen Menschen keinen Sinn machen oder einer Familie und man im besten Fall deren weitere Verelendung mit einer niedrigschwelligen Hilfe verlangsamen oder begrenzen kann.
In dem Seminar wird Mathias Schwabe aus systemischer und psychoanalytischer Perspektive Grundlegendes zum Fallverstehen und zur Konstruktion von Erziehungshilfe-Settings darstellen, von ungewöhnlichen, kreativen Settings berichten und gemeinsam mit der Gruppe aktuelle Fälle der Teilnehmer*innen bearbeiten.
Teilnahmebedingung: selbst einen Fall mitbringen und bereit sein, an Rollenspielen teilzunehmen. Die Falleinbringung geschieht in strukturierter Form (Fallvorstellungsbogen), so dass wir in der Kürze der Zeit auch Ergebnisse erreichen können, auf die Ihre weitere Arbeit anschließend aufbauen kann. Auch wenn wir nicht alle Fälle behandeln können, macht es doch Sinn, dass wir einen großen Pool unterschiedlicher Fälle parat haben.
Prof. Dr. Mathias Schwabe hat über 30 Jahre im Bereich Erziehungshilfen gearbeitet und geforscht. Seine Erfahrungen sind in zahlreiche Bücher geflossen wie „Pädagogik mit schwierigen Jugendlichen" (2013 zusammen mit Burkard Müller), „Freiraum mit Risiko" (2014), „Methoden der Hilfeplanung" (5.Auflage 2019) und „Praxisbuch: Fallverstehen und Settingkonstruktion" (2021) (alle Bücher bei Beltz-Juventa). Als Mitglied der „Qualitätsagentur erzieherische Hilfen" hat er zahlreiche Settings für sogenannte „schwierige" Kinder beziehungsweise Jugendlichen intensiv kennen gelernt und dort Anstöße zur Weiterentwicklung gegeben.