Über das Seminar
Frühkindliche Vernachlässigung, traumatisierende Erlebnisse und desolate familiäre Strukturen beeinflussen die neuronale Aktivität des Kindes und prägen so die strukturelle Entwicklung seines Gehirns. Spätere mentale Prozesse des Kindes/Jugendlichen bauen unmittelbar darauf auf. Wahrnehmung, Emotion, Kognition und Verhalten werden zudem durch automatisierte Erinnerungsprozesse manipuliert, sodass auch spätere, respektvolle Beziehungsangebote häufig nicht mit Zutrauen in sich selbst und Vertrauen in den Anderen erwidert werden können.
Auf der Elternseite können unverarbeitete Kindheitskonflikte oder Traumata elterliche Repräsentanzen bezogen auf ihr Kind beeinflussen und die Interpretation kindlicher Signale wie ein Filter verzerren. Therapeutische Elterngespräche werden aus diesem Grund im Seminar als zusätzliches Element in der Kinder- und Jugendpsychotherapie vorgestellt.
Die Teilnehmer*innen erhalten Impulse für bindungsorientierte und mentalisierungsfördernde Interventionen mit Kindern/Jugendlichen und ihren Eltern. Zentral geht es in einem ersten Schritt um die Erfüllung bislang unentdeckter Bindungserwartungen des Kindes. Dazu werden Interaktionserfahrungen mit imaginierten idealen Bezugspersonen dramaturgisch so gestaltet, dass Emotionsregulation eintritt. Dieses mitzuerleben berührt emotional häufig auch die anwesenden Eltern und fördert auf diese Weise ihr reflexives Empathievermögen.
Inhalt
- das Konzept der erinnerten Gegenwart
- Microtracking des gegenwärtigen Bewusstseins
- emotional korrigierende Erfahrungen, Modifikation von Repräsentationen von Bindung
- körperorientierte Interventionen zwischen dem Kind und seinen Eltern
- Mentalisierungsförderung bei Kindern, Jugendlichen und Eltern
- Elternarbeit und Elterntherapie
Aufbau/Methodik
Im Workshop wird aufgezeigt, wie Erinnerungen an Versagungen oder traumatische Erlebnisse im Rahmen eines strukturierten Vorgehens und mit Hilfe emotional korrigierender Erfahrungen verändert und hinsichtlich ihrer emotionalen Qualität beeinflusst werden können.
Die Teilnehmer*innen erhalten Impulse für bindungsorientierte und Mentalisierung fördernde Interventionen im familientherapeutischen Setting. Dazu werden imaginierte ideale Bezugspersonen im dreidimensionalen Raum so gestaltet, dass Emotionsregulation möglich wird. Dies berührt oft auch die anwesenden Eltern.
Das methodische Vorgehen wird anhand von Fallbeispielen, Rollenspielen, Video-Demonstrationen und Übungen praxisnah dargestellt und vermittelt.
Ziele
- die eigene Haltung zu Kindern und Jugendlichen überdenken
- Fähigkeit mit Kindern auf Augenhöhe und partizipativ zusammenzuarbeiten
- schneller Rapport und rascher Zugang zu Emotionen
- sicherer Umgang mit Affekten und Emotionen
- höhere Kompetenz durch Emotionsregulation im Krisenfall
- Elternarbeit professionalisieren
- Inspiration zur Bearbeitung elterlicher Übertragungen auf das eigene Kind
- die Macht der Sprache erfassen und nutzen