In diesem Seminar werden wir die Entwicklung von Scham- und Schuldgefühlen aus der Perspektive der Neurowissenschaften, aus der Sicht frühkindlicher Bindung, in späteren Beziehungen sowie generationsübergreifend erforschen.
Die Wurzeln lebenslanger Gefühle von Scham und Schuld sind oft in durch frühe Entwicklungs- oder Schocktraumata ausgelösten Stresszuständen zu finden. Scham- und Schuldgefühle entwickeln sich als Reaktion auf Stress und Desorganisation im Körper und erzeugen in Folge wiederum weiteren Stress und Desorganisation.
Negative Glaubenssätze über uns selbst, wie etwa "Ich bin schlecht" und die zahlreichen Varianten dieser Überzeugung basieren auf der frühen Erfahrung von "Ich fühle mich schlecht". Auf der Ebene der Identität werden Scham- und Schuldgefühle zur Basis stark verzerrter Identifikationen und Selbstverurteilungen, die lebenslang andauern können.
Wenn wir verstehen, dass Scham- und Schuldgefühle mehr mit der Unzulänglichkeit der Umgebung als mit eigenem Versagen zu tun hat, hilft es uns dabei, uns selbst auf eine neue mitfühlendere Art zu sehen. Wir kommen mehr in Verbindung mit unserer Kraft, haben mehr Möglichkeiten im Verhalten und verzerrte Selbstbilder lösen sich auf. Wir werden uns sowohl theoretisch wie praktisch mit der Thematik auseinandersetzen, so dass die Teilnehmer*innen ihre eigenen authentischen Erfahrungen erkunden können.
Körper- und Psychotherapeut*innen werden für die zentrale Bedeutung dieser Dynamik in der Arbeit mit Menschen sensibilisiert und erhalten zusätzliche Werkzeuge im Umgang damit.
Seminarinhalte
Affektentwicklung und -regulation
- Wie entstehen Scham- und Schuldgefühle?
- Angemessener Umgang mit Scham- und Schuldgefühlen und dem
- daraus resultierenden Verhalten
Natürliche Scham- und Schuldgefühle und solche in Folge von überwältigenden Erfahrungen
Scham-/Schuldgefühle
- als identitätsstiftende Kräfte
- als generationsübergreifendes Thema
- aus der Perspektive der Neurophysiologie und Entwicklungspsychologie