Martin Buber hob schon vor einem Jahrhundert in seinem Buch "Ich und Du" die zentrale Bedeutung hervor, die andere Menschen für unsere Entwicklung haben. Und spätestens seit Bowlby ist belegt, dass die kindliche Entwicklung sich im Wesentlichen im Kontext von Beziehungen vollzieht. Mehr noch: Entwicklungsprobleme, die im Kontext von Beziehungen entstanden sind, lassen sich tiefgreifend auch nur wieder im Kontext von Beziehungen heilen.
Die individuelle Entwicklung eines Menschen ist maßgeblich von der Beziehungsqualität abhängig. Das gilt insbesondere für die Kindheit, in der sich das Gehirn entwickelt und in der die Abhängigkeit von Bindungspersonen am größten ist.
Ausgehend von der Dynamik, dass sich Bindungsmuster häufig auf außerfamiliäre Bezugspersonen übertragen, werden wir im Seminar ganz praktisch der Frage nachgehen, wie wir Beziehungen zwischen pädagogischen Fachkräften und Kindern gestalten können. Damit ein dialoges Bindungserleben – getragen von Nähe, Aufmerksamkeit, Zuneigung, Interesse, Staunen, Neugierde und Zutrauen – erfahrbar und spürbar wird, sodass Kinder unabhängig von ihren verinnerlichten Beziehungskonzepten neue, konträre Bindungserfahrungen machen können: Bindungserfahrungen, in denen sie wachsen und heilen können.
Inhalte:
- Einführung Bindungstheorie
- Übertragung von Bindungserfahrungen
- neurobiologische und entwicklungspsychologische Aspekte von Bindung
- Verhalten von Kindern bindungssensibel betrachten
- Aufbau entwicklungsfördernder Beziehungen
- die Fachkraft als "sicherer Hafen"
- bindungsgeleitete Interventionen in der Praxis kennen und erproben
- Selbsterfahrung in systemischen Rollenspielen